Bahnhof Wickede (Ruhr) mit Dampflok

Geschichts-Stationen

Die Gemeinde Wickede (Ruhr) besteht seit dem 1. Juli 1969. Das damals vom Landtag Nordrhein-Westfalen verabschiedete Neugliederungsgesetz verbindet in ihr Gemeindeteile aus vormals vier Kreisen: Wickede, Wiehagen, Schlückingen, Echthausen und Wimbern. Die Gemeinde Wickede (Ruhr) gehört zum Kreis Soest und zum Regierungsbezirk Arnsberg. Wirtschaftsgeografisch zählt sie zur Region Südwestfalen.

Jahreszahl

Geschichts-Stationen 

Nach 800

Der erste schriftliche Nachweis unseres Ortes im sog. Heberegister (Steuerverzeichnis) der Abtei Werden an der Ruhr (heute Stadt Essen) taucht zum ersten Mal der Name „Wikki" auf, der sich auf eine Siedlung an der Ruhr in heutiger Lage der Gemeinde bezieht.

Um 1100

Es besteht eine aus 5 Höfen gewachsene Streusiedlung

1368

Mit dem Übergang der Grafschaft Arnsberg gehört auch Wickede zum Erzstift und Kurfürstentum Köln (Kurköln), eines der ursprünglich sieben Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches.

1803

Das gesamte kurkölnische Herzogtum Westfalen und damit auch das Gebiet unserer Gemeinde (außer Scheda) kommt im Zuge der napoleonischen Besetzung Deutschlands zu Hessen-Darmstadt. Nach der Niederlage Napoleons erfolgt auf dem Wiener Kongress eine umfassende Neuordnung der politischen Grenzen und gehört Wickede ab 1816 zu Preußen. Die Ortschaft zählt damals rund 450 Menschen.

1839

Die beginnende Industrialisierung entdeckt und nutzt auch in Wickede (Ruhr) die Wasserkraft der Ruhr. Es entstand ein Puddel- und Walzwerk als Vorgänger der heutigen Wickeder Westfalenstahl GmbH & Co. KG. Die Bevölkerung wuchs bis 1870 auf rund 1.000 Einwohner an.

1870

Die Ruhrtalstrecke der Bergisch-Märkischen Eisenbahn wird eröffnet und führt von Dortmund bzw. Hagen Richtung Kassel durch das Sauerland. Mit einem eigenen Bahnhof wird der Ort an das rasch wachsende Schienennetz angebunden.

1889

Eine Glashütte wird errichtet und bewirkt einen beträchtlichen Bevölkerungsanstieg. Insbesondere Facharbeiter der Glasindustrie aus Oberschlesien kommen als Zuwanderer in die Gemeinde. Sie bilden den Kern der evangelischen Kirchengemeinde. Die Bevölkerung steigt bis ca. 1910 auf rund 1.547 Einwohner an.

1915

Die Glasfabrikation kommt aufgrund des Weltkriegs und der Umstellung auf Kriegswirtschaft zum Erliegen. Die zahlreichen am Ort lebenden Facharbeiter bereiten einem Strukturwandel zu anderen Branchen, insbesondere der metallverarbeitenden Industrie, den Weg. Wickede (Ruhr) ist u. a. seitdem ein Standort der Ketten- und Fahrradindustrie.

1919 - 1933

Von den Verlusten und Einschränkungen des Weltkrieges erholt sich die kleine Gemeinde nur langsam. Über 100 Männer sind allein als gefallene Soldaten zu beklagen. Vom allmählichen wirtschaftlichen Aufschwung in den 20er Jahren profitiert auch die heimische Wirtschaft und ihre Belegschaften. Die Bevölkerung wächst auf rund 3.000 Einwohner. Ein Freibad an der Ruhr und eine Freilichtbühne, die von einer engagierten Laienspielgruppe bespielt wird, gehören als Bereicherung von Kultur und Freizeit in diese Zeit. Politisch dominiert – wie in anderen Teilen Westfalens auch – weitgehend die katholische Zentrumspartei.

1933 - 1945

Die Gemeinde wächst weiter auf rund 3.400 Einwohner. Die Gleichschaltung aller politischen und gesellschaftlichen Bereiche durch das NS-Regime findet auch in Wickede statt. Die Aufrüstung Deutschlands führt auch zu Wirtschaftswachstum und zusätzlicher Beschäftigung in Wickede, nach Kriegsausbruch finden viele evakuierte Personen aus den bedrohten und ausgebombten Großstädten Zuflucht. Im heutigen Ortsteil Wimbern (damals Stadt Menden) entsteht mit einem Notkrankenhaus der Grundstock für das spätere, 2011 geschlossene Marienkrankenhaus. In der Nacht vom 16. auf 17. Mai 1943 werden die am Ruhrufer gelegenen Siedlungsbereiche völlig zerstört, als eine Flutwelle nach Bombentreffern britischer Flugzeuge auf die Möhnetalsperre das Möhne- und Ruhrtal verwüstet. 117 Menschen finden in dieser Nacht den Tod in Wickede (Ruhr). Die schweren Sachschäden reichen bis zum heutigen Marktplatz. Im April 1945 wird Wickede von amerikanischen Truppen von der NS-Herrschaft befreit. 

1945 - 1969

Wickede gehört zum Amt (Verwaltungsbezirk) Werl. Die Gemeinde wächst weiter, daran haben in den späten 40er und frühen 50er Jahren auch zahlreiche Flüchtlinge aus den vormals deutschen Gebieten Anteil, die seit Kriegsende zur Sowjetunion (heute Russland) und Polen gehören. Für diese Vertriebenen entstehen neue Wohnsiedlungen. Ihre Arbeitsleistung kommt der heimischen Wirtschaft im Aufschwung der sog. Wirtschaftswunderjahre zugute. Röhren für den Ferngastransport und Fernseher-Bauteile kommen u.a. aus Wickeder Großbetrieben. Mit einer Hauptschule und einem Freibad kommt die Gemeinde dem Bedarf an neuen Bildungs- und Freizeitangeboten nach, dazu gehört Ende der 60er Jahre auch eine eigene Volkshochschule.

1969 

Am 1.7. wird die Gemeinde Wickede (Ruhr) in ihrer heutigen Gliederung als selbständige Kommune gebildet. Der Zusammenschluss wird damals nicht von allen Bürgern gleichermaßen begrüßt. Insbesondere im Ortsteil Wimbern kämpft der damalige Ortsvorsteher Sartorius – vergeblich – dafür, den Verbleib der Ortschaft bei der Stadt Menden zu erreichen. Umgekehrt bedauern die Bürger der Ortschaft Bentrop (Stadt Fröndenberg) dass sie trotz 99 % Zustimmung für Wickede am Ende nicht zur neuen Ruhrgemeinde gehören.

Bis heute

In den siebziger und achtziger Jahren werden die gemeindlichen Infrastrukturen deutlich ausgebaut. Das Freibad wird umfassend modernisiert und erhält als eines der ersten Bäder in Deutschland Edelstahlbecken. Mit dem 1978 errichteten Bürgerhaus unterhält die Kommune seitdem eine für diese Gemeindegröße beachtliche Veranstaltungsstätte für Kulturereignisse, private und gewerbliche Veranstaltungen. Das Industriegebiet Westerhaar entsteht auf dem Höhenzug der Haar nahe der neuen Autobahn A 44 und A 445. Auf 70 Hektar entwickelt sich dort die zweite wirtschaftliche Herzkammer der Industriekammer. In den 90er Jahren verschwindet der größte Teil der Produktionsanlagen der Mannesmann-Röhrenwerke im Ortskern durch Abbruch – und schafft Platz für großflächige Einkaufsmöglichkeiten. Insgesamt wächst die Gemeinde auf rund 12.500 Einwohner, die u. a. in großen Neubaugebieten ein Zuhause finden. Seit den 2000er Jahren fällt die Einwohnerzahl wieder leicht ab. Mit beachtlichen Investitionen in eine neue Ortsmitte (80er Jahre), Sportanlagen und Schulen (2000 - 2018) unterstützt die Gemeinde die eigenen Stärken. Rund acht Mio. Euro werden in die Gebäudemodernisierung für die 2011 eingerichtete Sekundarschule gesteckt, die u. a. modernste naturwissenschaftliche Räume erhält. Einen herben Einschnitt bedeutet 2011 die unerwartete Schließung des Marienkrankenhauses in Wickede-Wimbern, die zugleich Arbeitsplatzverlust bedeutet. 2014 wurde mit der Renaturierung des Ruhrbogens die Flusslandschaft deutlich für Natur und Naherholung aufgewertet. Seit 2014 unterhält das Land NRW hier eine zentrale Flüchtlingseinrichtung, die nach einer Verständigung zwischen Gemeinde und Land in 2017 inzwischen als Schwerpunkteinrichtung für besonders schutzbedürftige Geflüchtete geführt wird.
Seit 2012 entstehen in zwei Abschnitten im Neubaugebiet ,,An der Chaussee“ rund 160 Eigenheime. Ab 2018 erfolgen großzügige Neu- bzw. Umbauten im örtlichen Discounter-bzw. Lebensmitteleinzelhandel. Für 2019 ist die Sanierung des noch brachliegenden Teils des früheren Mannesmanngeländes vorgesehen, wo ab 2020 insbesondere kleine bis mittlere Wohnungen im Geschosswohnungsbau entstehen sollen.

Wissenswertes über Wirtschaft, Soziales, Kultur und Gemeindeentwicklung bietet der 2018 vom Rat verabschiedete "Zukunftsplan“:
IKEK Wickede Ruhr Endbericht

Zur Geschichte und Besonderheiten der Gemeinde Wickede (Ruhr) in Kürze…
https://de.wikipedia.org/wiki/Wickede_(Ruhr)