Jacqueline Thate wird sich in den kommenden Wochen über eine Aufwertung der Wickeder Mitte Gedanken machen. Die 31 Jahre junge Stadtplanerin gehört als Geschäftsführerin zum Büro Pesch und Partner in Dortmund – und hat jetzt vom Rathaus den Auftrag, bis zu den Sommerferien Impulse des Studentenprojekts aufzugreifen, zu dem Bürgermeister Michalzik 2022 Nachwuchskräfte aus dem Studiengang Raumplanung der Uni Dortmund eingeladen hatte.
“Unvollendete Ortskernsanierung beenden”
“Im Grunde geht es sogar darum, die 1980 unvollendete Ortskernsanierung zu einem Abschluss zu bringen”, erläutert Michalzik. Denn seit dem Bau der B63-Brücke über die Bahn ist der Bereich zwischen Sparkasse und Ruhr-Apotheke eher behelfsmäßig zum verkehrsberuhigten Bereich umgestaltet worden.
“Mehrere Entwicklungsaufgaben kommen jetzt – teilweise unerwünscht, aber dringlich – passend zusammen: Die Straßendecke ist dringend erneuerungsbedürftig. Bäume sind geschädigt und neues, auf den Klimawandel angepasstes Grün ist nötig. Der Radverkehr soll mehr Raum bekommen. Geschäfte schließen, Cafes wünschen mehr Raum für Außenbewirtung”.
Das alles macht auch aus Sicht von Stadtplaner Johannes Korte einen integrierten Ansatz gerade jetzt sinnvoll: "Zum einen bereiten wir die Überarbeitung des Bebauungsplans für die Ortsmitte und zum anderen den Sanierungsbereich Mannesmanngelände für neues Wohnen vor".
Fokus auf Machbares und Bezahlbares
Den Studenten wurde ganz viel Spielraum für Ideen eingeräumt, nur so machte die Verbindung von Ausbildung und Praxis für sie Sinn. Jetzt gehe es darum, auch mit Blick auf Erprobtes und finanziell Machbares diese Impulse in umsetzbare Vorschläge umzusetzen und auch mit einem Kostenkompass für künftige Ratsentscheidungen zu ergänzen, erklärt Michalzik den Ansatz der Gemeinde.
“Mir ist dafür ganz wichtig, ob und welche Wünsche es von den Wickederinnen und Wickedern für ihre Mitte gibt”, unterstreicht Jacqueline Thate: "Wir kennen die Bürgeranregungen aus dem Studentenprojekt, aber meinem Team und mir ist das persönliche Gespräch zusätzlich wertvoll“.
Bürgerdialog auf dem Weihnachtsmarkt
Dazu soll es auf dem Weihnachtsmarkt Gelegenheit geben. Gemeinsam mit dem Bürgermeister steht Thate dann am Sonntag in einem Infozelt bereit, Einschätzungen und Vorschläge aus der Bürgerschaft aufzunehmen. Das sei eine besonders unkomplizierte Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen, wenn ohnehin viele Menschen in Wickedes Mitte sind und man – anders als in einem Konferenzraum – die Örtlichkeiten vor Augen hat, ist sie zuversichtlich: "Politik und Verwaltung brauchen neue, unkonventionelle Wege, um viele Menschen einzubinden. Das der Advent die Zeit der Wünsche ist, passt vielleicht zusätzlich", fügt sie mit einem Schmunzeln an, nicht ohne den Hinweis, das dann immer manche, aber nie alle Wünsche wahr werden können: “Aber das Gespräch darüber hilft uns bestimmt, realistische Optionen und Chancen zu entwickeln.”
Fertiges Konzept bis zum Sommer 2025
Das Planungsprojekt soll im Juni abgeschlossen sein und vor Sommerpause und Kommunalwahlen Impulse vorstellen, die beispielsweise auch die Parteien in ihren Wahlprogrammen aufgreifen können.
Förderung aus LEADER-Mittel
Zur Finanzierung hat sich die Gemeinde erfolgreich um eine Förderung aus den EU- und Landesmitteln in der LEADER-Region Börde trifft Ruhr beworben, zu der Wickede seit 2015 mit Wer, Ense, Welver und Fröndenberg gehört. Zu den Projektkosten von rund 30.000 Euro steuert die Förderung 70 % bei. Das rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählenden Büro mit Sitz in Dortmund und Stuttgart betreut Stadtentwicklungsprojekte in ganz Deutschland, im Wickeder Umfeld zuletzt u.a. in Bad Sassendorf und in Meschede.
Foto: Nicht für den Straßenbelag, sondern auch für das Gesamtbild entlang des Marktes sieht die Gemeinde Handlungsbedarf für eine attraktive Mitte. (Foto Gemeinde/Michalzik)